Bulawayo hat seit jeher einen klingenden Namen bei Freunden exotischer Eisenbahnen. Dies rührt aus der Tatsache her, dass sich der Eisenbahnknotenpunkt zu einem der letzten Rückzugsorte aktiver Garrets im südlichen Afrika entwickelte. Doch auch diese Zeiten sind vorbei – genauso wie das bunte Treiben auf dem mächtigen Kopfbahnhof mit einst bedeutenden Zugverbindungen z.B. nach Victoria Falls oder in die Hauptstadt Harare.
Bulawayo ist mit rund 1,2 Mio. Einwohnern die zweit größte Stadt in Simbabwe, dem früheren Rhodesien. Gegründet wurde die Stadt 1893 vom legendären Abendteurer, Unternehmer und Kolonisten Cecil Rhodes und bereits 1896 erreichte die Eisenbahn diesen Ort und legte damit den Grundstein für einen Verkehrskotenpunkt am Schnittpunkt von 4 Eisenbahnstrecken. Noch heute prägt die Eisenbahn mit umfangreichen Gleis, Bahnhofs -und Werkstätten Anlagen das Bild der Stadt. Doch die Spuren der Pandemie sind 2023 allgegenwärtig. Jeder Personenverkehr – ausgenommen die selten verkehrenden Luxusreisezüge von Rovos Rail – ist eingestellt. Viele Gleisanlagen gleichen einem gigantischen Schrottplatz und die schwächelnde Wirtschaft ist auf Schritt und Tritt präsent. Der morbide Charme von Stadt und Eisenbahn wird durch wahre eisenbahntechnische Schätzchen noch verstärkt die offenbar darauf warten wieder „wachgeküsst“ zu werden.
Das Dilemma der staatlichen National Railways of Zimbabwe (NRZ) ehemals Rhodesia Railways (RR) spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass sich auf einem Streckennetz von rund 4000 km in Kapspur angeblich lediglich 25 betriebsfähige Diesellokomotiven befinden. Von einst 17,5 Mio Gütertonnen pro Jahr blieb lediglich eine niedrige einstellige Millionenzahl übrig. Die Infrastruktur der NRZ befindet sich in beklagenswertem Zustand und der letzte elektrische Betrieb endete bereits 2010 wegen Diebstals der Oberleitungen.
Bulawayo beherbergt auf Grund seiner zentralen Knotenfunktion auch das staatliche Eisenbahnmuseum und die beiden, angeblich betriebsfähigen Dampflokomotiven der NRZ. Bleibt nur zu hoffen, dass die freundlichen Menschen von Simbabwe, seine Wirtschaft und damit auch seine Eisenbahn wieder eine Chance bekommen und an einstmalige Größe anschließen können – das Potential dafür wäre vorhanden.
- 222: ein klassischer Reisezugwagen südafrikanischer Bauart
- 224: ein sehr „stylischer“ Speisewagen mit Holzkasten
- 234: soweit das Auge reicht – Gleisanlagen mit abgestellten Waggons
- 239/220: vierachsiger Dienstwagen – ein sehr spartanischer Arbeitsplatz für den Zugführer
- 243: an den Bahnsteiggleisen von Bulawayo finden sich Waggons die jeder Museumsbahn zur Ehre gereichen würden
- 247: das stattliche Bahnhofgebäude zeugt von besseren Zeiten der Eisenbahn in Simbabwe/Rhodesien
- 207: DE6 1601 (GE/1966) vom Typ GE U20C vor einem Güterzug in Bulawayo
- 209: DE9A 1960 - eine GE U11B aus spanischer Produktion der 1970er Jahre in Bulawayo
- 215: Zentralstellwerk Bulawayo
- 219: drastisch warnen die NRZ vor Unfällen auf Eisenbahnkreuzungen
Fotos: Gunter Mackinger 23.8.2023 |